Weimar im Bauhaus-Jahr

Die Exkursion der Jahrgangsstufe 11 ging dieses Jahr nach Weimar. Es fuhren 51 Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrerinnen Frau Wehner, Frau Domaschke und Frau Schöne sowie der Lehrer Herr Gleich.

Unsere Entscheidung für Weimar als Reiseziel für Schüler eines Goethe-Gymnasiums und UNESCO-Schule lässt sich ganz einfach mit dem Eintrag auf der Internetseite von Weimar begründen:

«Der Eintrag in die UNESCO-Welterbeliste "Bauhaus und seine Stätten in Weimar und Dessau" ist mit drei Objekten in Weimar vertreten, während die Eintragung "Klassisches Weimar" 13 Objekte umfasst. Goethes Handschriften finden sich im "Memory of the World". Die Einträge auf der Welterbeliste unterstreichen einmal mehr Weimars überragende kulturgeschichtliche Bedeutung in verschiedenen Epochen.»

Am Montag, dem 22. Juni, fuhren wir los und kamen nach 4 Stunden im «Comfort-Hotel» an. Luxuriös wurden die Jugendlichen in Zwei-Bett- und Drei-Bett-Zimmern untergebracht.

Zum Kennenlernen der Goethe-Stadt gab es am Nachmittag einen Stadtrundgang. Beginnend am Markt ging es am Hotel «Elephant» vorbei zur Musikhochschule mit «Carl-August-Denkmal» davor und «Herzogin Anna Amalia Bibliothek» daneben in den Park an der Ilm zum Blick auf Goethes Gartenhaus und auf künstliche Ruinen. Die nächsten Ziele waren die Bauhaus-Uni, der Historische Friedhof mit Fürstengruft sowie Goethes und Schillers Wohnhaus. Den Abschluss bildete der Standort vor dem Deutschen Nationaltheater am Goethe-Schiller-Denkmal und Bauhaus-Museum. Nach laut Schülermeinung viel zu kurzer Freizeit stand eine Abendveranstaltung wahlweise im «Kabarett Sintflut» Weimar mit «Unter Zockern – ein Horrorabend» oder im «Theater im Gewölbe» (Cranach-Haus) mit «Goethe und die Frauen» auf dem Programm.

Im Kabarett erfuhren wir, dass wir alle als Qualitätstouristen behandelt würden und der Ausspruch «schon Goede hat gesacht» in Weimar legendär wäre. Die kleine Klassik-Bühne ließ Goethes Verehrerinnen Anna Amalia, Charlotte von Stein, und Luise von Göchhausen sowie seine Ehefrau Christiane Vulpius lebendig werden.

Dienstag

2009 wird das «Bauhaus-Jahr» begangen. 1919 gründete Walter Gropius das «Staatliche Bauhaus», eine Ton angebende Gestaltungshochschule des 20. Jahrhunderts. Auf der Internetseite zu Weimar ist von «Revolution des Designs»und «Avantgardeschule» die Rede.

In vielen Museen gibt es Ausstellungen und Veranstaltungen zu diesem Thema. Wir erwarben jeder eine bauhausCARD und konnten so flexibel alles zur Materie anschauen. Der Film im Bauhaus-Museum über die Historie dieser Schule für Architektur diente als Einführung für die gemeinsamen Besuche der Ausstellungen zum Theater im Schillerhaus und zu den Einrichtungsgegenständen im Neuen Museum. Dann konnten die Schüler für sich in der Stadt der Dichter und Denker auf Entdeckungsreise gehen. Besonders auf Goethes Spuren sollte gewandelt werden, denn ein Besuch aller Schüler im Haus am Frauenplan konnte nicht stattfinden; das Museum war zu unserem Anmeldetermin schon komplett ausgebucht.

Am Nachmittag wandelten alle gemeinsam dann noch durchs Schloss und besonders die Damen träumten im Ballsaal vor sich hin.

Dienstag ist Kinotag, also trafen wir uns im Filmpalast «cinestar» und jeder wählte sich einen Film aus. Besonders «Illuminati» war begehrt, aber auch «Nachts im Museum 2» und «State of Play» fanden ihre Zuschauer.

Mittwoch

Was ist ein Erlebnisbergwerk? Die Antwort auf diese Frage fanden wir im Kali- und Salzbergwerk Merkers. Eingekleidet mit Arbeitsmantel und Helm fuhren wir in den Schacht ein und bestiegen offene LKWs. Und ab ging’s, und das 20 Kilometer unter Tage! Die Fahrkünste der Bergleute ließen die Schüler begeistert aufschreien.

Einzelne Stationen wie das Museum sorgten dafür, dass wir auch was über den Salzabbau «früher» und heute lernten. Wir sahen das tiefste Graffiti der Welt, besuchten die Kristallgrotte und die Goldgrube, wo zur Zeit des Nationalsozialismus die Goldreserven lagerten. Am meisten hat die Lasershow beeindruckt. Sie fand in einem «Konzertsaal» tief unter der Erde statt, dieser hatte zur Zeit des Abbaus als Lagerstätte für die Menge Salz gedient, die man für ein Wochenende benötigte. Die tiefste Stelle unserer Tour war in etwa 800 m und ca. 28 °C warm!

Beim Ein- und Ausfahren aus dem Schacht bekommen alle Blechmarken, die beim Verlassen des Fahrstuhls abzugeben sind. Wenn die Anzahl stimmt, sind alle unten bzw. oben angekommen. Da das bei uns der Fall war, saßen im Anschluss wieder alle im Bus und die Fahrt ging weiter nach Buchenwald. Da die Zeit knapp und jeder hungrig war, sorgten die Lehrer für Brot und warme Würstchen während der Fahrt.

Der Nachmittag stand im Zeichen der Geschichte: Wir besuchten den Ettersberg bei Weimar, wo von 1937 bis 1945 das nationalsozialistische Konzentrationslager Buchenwald existierte.

Als erstes ging es zum Mahnmal, das wir schon von der Autobahn aus gesehen hatten. Wir schritten den Stelenweg hinab zu den Ringgräbern, die an die vielen Toten besonders Anfang 1945 erinnern. Diese Massengräber wurden von der SS angelegt, weil die Zahl der Leichname unermesslich geworden war. Wir wandelten über die «Straße der Nationen» und stiegen dann hinauf zur Denkmalsgruppe von Fritz Cremer, die als Thema den Widerstand der Häftlinge im Lager hat, und zum beeindruckenden Glockenturm. Hier treffen sich jährlich am 11. April ( der Tag der Befreiung des Lagers) die Überlebenden und legen Kränze nieder. Wir verließen diesen Ort der Trauer, des Gedenkens wie der Mahnung und wandten uns dem eigentlichen ehemaligen Lager zu.

Zur Einführung sahen wir den beeindruckenden Film über das KZ Buchenwald. Es folgte eine Führung über das Lagergelände, das wir durch das Torgebäude mit der Inschrift «Jedem das Seine» betraten. Diese Inschrift war für die Häftlinge vom Appellplatz aus zu lesen, der unsere nächste Station darstellte. Hier fand alltäglich ein Zählappell statt. Etwa eine Viertelmillion Menschen wurden insgesamt im KZ gefangen gehalten und gequält. Danach führte uns der Weg ins Krematorium, wo 1940 – 1945 die im Lager getöteten Menschen eingeäschert wurden.

Im Anschluss besuchten alle individuell das Kammergebäude, wo heute ein Museum der Gedenkstätte untergebracht ist.

Die letzte Station unseres Besuches war einem Kapitel in der Geschichte gewidmet, worüber in der DDR nicht geredet werden durfte: Kurz nachdem 1945 die überlebenden Insassen des Konzentrationslagers den Ettersberg verlassen hatten, wurden wieder Menschen inhaftiert. Buchenwald wurde ein Gefängnis der sowjetischen Besatzungsmacht. Die Geschichte dieses Speziallagers 2 von 1945 bis 1950 wird in einem Dokumentenhaus unterhalb des Lagerkomplexes dargestellt.

Als wir über den Lagerplatz zurück zu unserem Bus gingen, hing jeder seinen eigenen Gedanken nach und musste das Gesehene und Gehörte erst einmal verarbeiten.

Primo Levi fand in seinem Gedicht «Ist das ein Mensch?» für diese Momente des Innehaltens und Gedenkens die richtigen die Worte:

[…]   Es sollen sein diese Worte in eurem Herzen.
         Ihr sollt über sie sinnen, wenn ihr sitzt
         In einem Hause, wenn ihr geht auf euren Wegen,
         Wenn ihr euch niederlegt und wenn ihr aufsteht;
         Ihr sollt sie einschärfen euren Kindern. […]

Aus: Buchenwald – Ein Rundgang durch die Gedenkstätte, herausgegeben von der Gedenkstätte Buchenwald 1993, S.4

Donnerstag

Am letzten Tag hieß es wieder zeitig aufstehen, denn es gab noch einen Programmpunkt. Nachdem wir unser Hotel ordentlich verlassen hatten, setzten wir uns in Richtung Jena in Bewegung. Das Ziel: das Zeiss-Planetarium. Heute also etwas zur Astronomie.

Beeindruckend war der Blick in die große Kuppel, wo man problemlos die Sonne auf- und untergehen lassen kann und der Sternenhimmel durch ausführliche Erklärungen begreifbar wird. Danach vermittelte die Show «Augen im All» Wissen über die beiden Weltraumobservatorien «Herschel» und «Planck». Wir erhielten Einblicke in modernste Technik zur Beobachtung des Weltraums.

Danach traten alle die Heimreise an, etwas müde, aber auch zufrieden über die letzten vier ereignisreichen Tage.

I. Wehner, R. Schöne