Sprachreise nach Camaret

Nach langer Zeit des Wartens und der Vorfreude war es nun letzte Woche endlich soweit. Einige Französischschüler des Goethe Gymnasiums in Sebnitz und dem Gymnasium Dresden Klotzsche bekamen die Möglichkeit für eine Woche ihre gewohnte Schule gegen eine Jugendherberge in der Bretagne zu tauschen. Damit die Reise nicht gänzlich als Urlaub endet, waren noch Schüler eines französischen Collége mit von der Partie. Diese lernen Deutsch ebenfalls als zweite Fremdsprache in der Schule.

Sonntagnachmittag ging es also mit dem Reisebus von Sebnitz aus los, gut vorbereitet auf die lange Fahrt bis zur Atlantikküste. «So eine lange Busfahrt ist mit der Dauer schon etwas unbequem, aber ich denke, das war es allen wert», erzählt der Sebnitzer Schüler Benny Schaffrath. Unterwegs wurden die Dresdner Schüler eingeladen und erste Kontakte geknüpft. Es folgte eine Nachtfahrt quer durch Deutschland und auch Teile Belgiens wurden passiert, bis mitten in der Nacht ein «Wir sind in Frankreich» durch den Bus hallte. Von da an war die Spannung und Aufregung der Deutschen kaum noch zu halten.

Mit Verspätung kam der Bus zu Mittag in der Nähe von Cean in Frankreich an, dafür aber wurde den Schülern ein Empfang vom Feinsten geboten. Da wurde im Collége du Chingal noch schnell ein Mittagessen in der Schulkantine ermöglicht und schon standen die französischen Teilnehmer bereit zur Abfahrt. Schließlich war der Weg noch nicht ganz bewältigt, also ging es noch mal rund 400 Kilometer westlich bis nach Camaret-sur-Mer in der Nähe von Brest. Dort angekommen gab es französisches Abendbrot und nach einem Kleinen Spaziergang neigte sich der Tag auch schon dem Ende zu.

«Ich habe mich sehr auf die Sprachreise gefreut», sagt Julia Luckner vom Gymnasium Dresden Klotzsche. Sie hatte letztes Jahr schon einmal die Gelegenheit für zwei Monate eine französische Schule zu besuchen und es zieht sie immer wieder ins schöne Frankreich.

Am Dienstagmorgen sollte es dann auch losgehen mit den Sprachkenntnissen, es wurden diverse Sprachspiele gemacht und die ersten Bekanntschaften aufgebaut. Vor allem lag den Betreuern des Club Léo Lagrange, wo die Jugendlichen untergebracht waren, viel daran einen geeigneten Weg der Kommunikation zwischen Deutschen und Franzosen zu finden. «Das war manchmal gar nicht so einfach», findet Jeannine Heymann vom Goethe Gymnasium. «Die Franzosen konnten leider nur sehr wenig Deutsch, weshalb wir uns auf unsere eigenen Sprachkenntnisse verlassen mussten». Die französischen Schüler lernen erst seit zwei Jahren deutsch in der Schule und auch mit englisch ist man meist an der falschen Adresse. Das hat den Deutschen natürlich nicht die Stimmung verschlagen, schließlich konnten sie damit ihre Kenntnisse verbessern.

Es folgten nun vier volle Tage mit viel Spaß und neuen Erfahrungen und dies alles in einer einmalig schönen Landschaft. Es wurde viel Wert darauf gelegt, dass sich Franzosen und Deutsche lernen zu verständigen, sei es mit Händen und Füßen. So mussten die Schüler bei einer Stadtreally oder Gemeinschaftsspielen zeigen, dass sie die jeweilige Partnersprache beherrschen, oder zusammen einige Aufgaben bewältigen können. «Ich hatte schon ein wenig Angst vor Verständnisproblemen, aber irgendwie kommt man schon zurecht», sagt Jeannine. Schließlich bleibt einem ja nichts anderes übrig.

Natürlich sollte die Reise auch einen Ausgleich zur normalen Schule darstellen und es wurden einige Ausflüge unternommen. Da gab es zum Beispiel Fischen im Watt und die Hauptattraktion, das Segeln. Bei relativ starken Windböen ging es also raus auf den Atlantik. Für Julia war das Segeln besonders toll, «da gab es mal richtig Action», sagt sie. «Das Boot hatte teilweise ziemliche Schräglage, aber der erfahrene Segler, der uns begleitet hat, hatte das natürlich alles unter Kontrolle.» Und als wären diese ganzen Aktivitäten nicht schon genug, gab es nach dem deftigen Abendessen auch immer noch eine Beschäftigung am Abend. So wurden den Jugendlichen original bretonische Tänze beigebracht. Klingt nach Volksmusik für die ältere Generation, ist aber unter den in der Bretagne lebenden Kindern und Jugendlichen weit verbreitet und wir auch von allen mit viel Begeisterung aufgenommen.

Natürlich sollten auch die französischen Spezialitäten auf der Reise nicht zu kurz kommen und so wurden am Mittwochabend gemeinschaftlich Crêpes gegessen. Dabei wurde auch wieder eine kleine Schwierigkeit eingebaut, denn die Betreuer des Club Léo waren immer für Überraschungen offen. So mussten die deutschen Jungen den französischen Mädchen nach ihren Wünschen einen Crêpe servieren und genau so durften sich die deutschen Mädchen von den Franzosen bedienen lassen. Noch ein charmantes «Merci» oder «Bon Appétit» und der Abend war gelungen.

Wie immer war die Zeit natürlich viel zu schnell vorüber und Feitag war auch schon wieder der letzte Tag für die Schüler. Dafür wurde aber noch mal richtig viel miteinander gesprochen, so musste jede deutsch-französische Gruppe zu einem selbst gewählten Thema einen Aufsatz schreiben, in beiden Sprachen versteht sich. Am Ende bekam jeder eine Art Tagebuch in dem all diese Berichte gesammelt waren. Und wie es sich für einen richtigen Abschied gehört wurde der Abend mit einer Disko beendet. Es gab schon mal schräge Blicke bei den typischen französischen oder deutschen Titeln, aber im Großen und Ganzen war die Stimmung super und beim Tanzen muss man ja auch nicht alles verstehen.

Am nächsten Morgen genossen alle noch einmal ein richtiges französisches Frühstück mit Baguette und allem was dazu gehört und dann ging es wieder auf Richtung Heimat. Als erstes wurden die Franzosen nach Cean gebracht, auf die warteten nun zwei weitere Wochen «richtige» Ferien. Die neu gefundenen Freunde wurden verabschiedet und weiter ging es mit dem Bus. Doch noch nicht nach Deutschland, denn es war noch ein Zwischenstopp in Frankreichs Hauptstadt Paris geplant, der sollte das Highlight der Reise darstellen und darauf freuten sich alle noch einmal besonders.

Der Busfahrer kannte Paris wie seine Westentasche und lieferte den Deutschen eine tolle Stadtrundfahrt. «Natürlich wäre eine Erkundung zu Fuß schöner gewesen, mit etwas mehr Zeit zum fotografieren, aber wir haben ja auch so alles gesehen», findet Benny. Zum Andenken wurden noch schöne Fotos vorm Wahrzeichen, dem Eifelturm geschossen und dann ging es auch wirklich nach Hause.

Eine Nacht im Bus ist natürlich nicht mit dem heimischen Federbett zu vergleichen, doch auch die Zeit ging schnell vorüber und am Sonntagvormittag waren sowohl Dresdner, als auch Sebnitzer wieder bei ihren Familien. Für die Teilnehmer war es auf jeden Fall eine tolle Erfahrung die Sprache, die sonst nur theoretisch in der Schule gelernt wird auch mal praktisch anwenden zu können und jeder ging mit positiven Erinnerungen und viel Gesprächsstoff nach Hause.

Bericht: Tina Sauer

Fotos: H. Bormann

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